1000 Versuche

Tiefgreifend geändert hat sich nichts

Wenn wir mit den Interventionen auf der Symptomebene arbeiten, gibt es bestenfalls ein Verständnis für die Verhaltensmuster, ändern wird sich dadurch wenig. Wir lernen Verhaltensweisen durch andere zu ersetzen. Zudem ist die Ebene der Symptome unersetzlich. Es tauchen immer wieder neue auf.
Eine tiefere Schicht muss bearbeitet werden, um Ausprägungen zu verändern. Es ist der Urgrund, die Traumaebene. Da kann man zwischen zwei Arten unterscheiden. Das Schocktrauma und das Entwicklungstrauma, welches Auswirkungen auf die Bindungs- und Beziehungsfähigkeit hat.

Das Schocktrauma

Von einem Schocktrauma spricht man, wenn es sich um ein einmaliges, zeitlich abgegrenztes Ereignis wie ein Autounfall, eine Operation, ein Einbruch, ein Überfall, ein Unglück, ein Unfall, ein Sturz oder eine Naturkatastrophe handelt.

Das Entwicklungstrauma

Ein Entwicklungstrauma geht einher mit einer Bindungsverletzung und legt sich früh an. Es entsteht in der Zeit der ersten 1000 Tage nach der Befruchtung, also bereits pränatal und der anschliessenden Zeitspanne bis und mit dem zweiten Lebensjahr. Das Gehirn und das Nervensystem machen eine rasante Entwicklung. Es ist eine störungsanfällige Zeit, wo wir hauptsächlich auf ein fürsorgliches Umfeld angewiesen sind. Das macht uns auf besondere Weise abhängig und verletzbar.

Selbstregulation und Bindung

Die Selbstregulation erlernt das Kind in dieser frühen Zeit über die Bindungsbeziehung zur Mutter. Genährt und reguliert wird das Baby durch Blickkontakt, Eingestimmt sein, Geborgenheit, Bestätigt werden, Hautkontakt, Gehalten werden sowie liebevolle Berührung. Daher ist es fatal ein Baby schreien zu lassen und nicht angemessen zu versorgen.
Der primär parasympatisch gesteuerte Zustand führt zu Erschlaffung, einem Zusammensacken, zu Kollaps und Resignation. Die eigenen Bedürfnisse werden nicht erfüllt.

Verhaltensmuster und Vermeidungsstrategien

Erste Verhaltensmuster und Vermeidungsstrategien werden angelegt. Bei einer Dysregulation im Nervensystem wird auf unbewusster Ebene versucht, etwas ins Gleichgewicht zu bringen was nur bedingt möglich ist. Ein nicht reguliertes Nervensystem ist überwältigend und überfordernd. Man hat wenig Zugang zum Körper, ein auf und ab mit den Gefühlen, viel Stress und Dissoziation.
Damit verbunden sind grosse Angstzustände, Wut, Panik, Hilflosigkeit, Ohnmacht, Verzweiflung, Trauer und das Gefühl nicht zu genügen. 

Eine gute Regulation ermöglicht eine gute Selbstregulation und zeigt sich in Neugier und Teilhabe, gibt Sicherheit, Orientierung und Vertrauen in die Umwelt. Sie ist nötig um sich dem Leben zuwenden zu können. 
Bei Dysregulation versuchen wir im aussen Erklärungen für Zustände zu finden sonst wird man verrückt. Vom Chaos und Kontrollverlust zu mehr Kontrolle, was eine Regulation ist und eine Hingabe und Teilhabe am Leben ermöglicht. Vom Kampf zum tun und machen, dann zum Sein.

Eine Neuinterpretation reicht also nicht aus,
um in die Lebensfreude zu kommen.

Es braucht Regulation und Koregulation.