Regulation und Co-Regulation
Selbstregulation ist unsere Fähigkeit, emotionale, physiologische und psychologische Zustände zu steuern und zu stabilisieren. Traumatische Ereignisse können unser Nervensystem überlasten und Spuren im Körper und im Gehirn hinterlassen. Viele traumatisierte Menschen haben Schwierigkeiten, sich selbst zu regulieren. Daher sind Regulation und Co-Regulation wichtige Aspekte in meiner Traumaarbeit.
Externe Impulse werden im Hirn verarbeitet
Wir alle sind ständig umgeben von Reizen. Diese Stimuli erreichen unser limbisches System über die Amygdala, auch Mandelkern genannt. In dieser Funktionseinheit bewertet unser Gehirn den Reiz emotional und analysiert ihn auf mögliche Gefahren. Nach der Verarbeitung leitet die Amygdala die vegetative Reaktion ein: Ist der Reiz mit einer positiven Erinnerung verknüpft, geschieht nichts. Bewertet unser Hirn den Stimulus als gefährlich – subjektiv oder aufgrund der Verknüpfung mit einer tatsächlichen Bedrohung – schaltet sich die zentrale Schaltstation aus und leitet den Reiz über den Hippocampus, unser «Beziehungshirn», weiter ins Stammhirn. Gleichzeitig schaltet der Frontallappen in den «Reptilienmodus». In diesem Hirnbereich sind unsere motorischen Fähigkeiten verankert, das logische Denken und das Sprachzentrum, das Zeitgefühl, das Argumentieren, usw. Im bedrohten Modus greifen unsere automatisierten Überlebensmechanismen, wir reagieren instinktiv und unbewusst.
Zur gleichen Zeit wird die Kommunikation der beiden Gehirnhälften unterbrochen. In den rechten Seiten sind die traumaassoziierten Selbstanteile verankert, in der linken Hälfte das Normalleben-Selbst, das Erwachsenen-Ich. Diese Störung führt zu einer Unordnung im Hirn. In diesem Ausnahmezustand kann der getriggerte Mensch nicht mehr «normal» reagieren. Unter Umständen fühlt er sich bedroht, möchte flüchten, um Hilfe schreien oder kämpfen. Oder er wird handlungsunfähig, fällt in eine ohnmächtige Erstarrung und fühlt sich wie ausgeschaltet. Solche Zustände sind für Betroffene äusserst unangenehm und verursachen grossen inneren Stress.
Schock-Spuren im Nervensystem
Im Überlebensmodus reagiert unser Körper mit verschiedenen Schutzmechanismen. Wenn wir ein Ereignis als Schock wahrnehmen, also eine emotionale Überforderung erleben, ziehen sich automatisch unsere Schultern hoch, um uns von hinten zu schützen. Auch die Veränderung des Atems ist eine Reaktion, die gut erkennbar ist. Im Idealfall finden wir aus einer seelischen Erschütterung heraus, ohne Spuren im Nervensystem zurückzulassen. Wenn wir in einer akuten psychischen Belastungsreaktion jedoch nicht reagieren, zum Beispiel durch tiefes Atmen bei oberflächlichem oder stockendem Atem, kann sich eine «Schockspur» im Nervensystem und Körper bilden.
Die Regulationsfähigkeit entwickelt sich in der Kindheit
Wenn sich ein Baby unwohl fühlt, weint es. Der Säugling ist nicht in der Lage, diesen emotionalen Zustand allein zu überwinden. Sein Nervensystem ist noch nicht fähig, selbst zu regulieren. Daher ist es auf Eltern oder Bezugspersonen angewiesen, die es bei der Regulation unterstützen und co-regulieren.
Eine sichere Bindung zwischen Kind und Eltern entsteht nicht aus dem Gesagten, sondern entwickelt sich aus der Erfahrung des Babys mit der Co-Regulation. Entscheidend ist also die Fähigkeit der Bezugsperson, angemessen auf die Reaktionen des Babys zu reagieren, um ihm bei der Verstoffwechslung zu helfen. Wenn die Co-Regulation funktioniert, hat diese elterliche Unterstützung eine beruhigende Wirkung auf das Kind. Gelingt sie nicht, sprechen wir von einem dysregulierten Zustand. Eine gestörte Verhaltensregulation kann beim Baby zu (exzessivem) Schreien und innerem Stress führen. Eine gelungene Co-Regulation ist dann gegeben, wenn die Bezugsperson in der Lage ist, mit ihrer eigenen Dysregulation bzw. Frustration so umzugehen, dass eine wechselseitige Einstimmung erreicht wird. Dafür muss die Bezugsperson offen sein für die Gefühle des Kindes und fähig, mit den Reaktionen des Babys umzugehen. Gelingt diese grundlegende liebevolle Abstimmung zwischen Eltern und Kind, führt dies zu Ruhe und Entspannung. Was für ein schönes Bild, wenn sich das Baby an Mama oder Papa schmiegt und beide selig lächeln!
Wenn wir Menschen uns sicher und geborgen fühlen, wird der Vagusnerv aktiviert. Dieser Hirnnerv steuert das neuronale System wie Gesichtsmuskulatur, Bewegung von Augen und Augenlidern, Kehlkopf, Mittelohr und Neige- und Drehbewegungen von Kopf und Hals. Unsere Atmung verlangsamt sich und wir entspannen uns. In diesem Zustand sind wir bereit für soziale Interaktionen und Bindungen.
Ausserdem senkt er die Herzfrequenz und wirkt beruhigend. Er stimuliert die Sekretion von Verdauungssäften und fördert die Motilität des Magen-Darm-Trakts. Der Vagusnerv aktiviert auch den Reflex zur Entspannung des Magens und unterstützt die Peristaltik.
Deshalb brauchst du ein gut reguliertes Nervensystem
Die Regulation ist die Fähigkeit deines Körpers, seine physiologischen Prozesse und Reaktionen in einem ausgewogenen Zustand zu halten. Ein gut reguliertes Nervensystem ermöglicht es dir, angemessen auf verschiedene Situationen zu reagieren und deine Gedanken, Emotionen und Handlungen zu steuern. Wenn du auf ein Ereignis emotional reagierst, wenn du verunsichert oder verängstigt bist, kannst du mittels Selbstregulation dein Nervensystem wieder in den «Normalzustand» versetzen. Wenn diese Lenkung nicht funktioniert, sprechen wir von einem dysregulierten Nervensystem.
Unser Nervensystem ist auch für die Regulierung von Stressreaktionen, Emotionen, Schlaf-/Wach-Rhythmus, Herzfrequenz, Atmung und Verdauung verantwortlich. Wenn dein Nervensystem während längerer Zeit im Ungleichgewicht ist, kann dies zu innerem Stress, Angstzuständen, Schlafstörungen, Verdauungsproblemen oder flacher Atmung führen.
Mit diesen Methoden unterstützt du deine Regulation
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um dein Nervensystem zu regulieren. Eine einfache und rasch wirksame Methode ist eine bewusste Atmung: Lege eine Hand aufs Herz, die andere Hand auf den Bauch. Beobachte, wie der Atem sich verändert. Atme nun tief in Bauchraum hinein, länger aus als ein.
Auch Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder Autogenes Training unterstützen deine Regulation. Ebenso fördern soziale Beziehungen und körperliche Kontakte die Emotionsregulation. Körperliche Berührungen verstärken das Sicherheitsgefühl und das psychische Wohlbefinden. Händchenhalten oder eine Umarmung reduzieren den Stresspegel.
Gut tut auch Bewegung an der frischen Luft. Viele meiner Klienten entspannen sich bei achtsamen Spaziergängen im Wald. Dieser natürliche Therapieraum hilft uns Menschen mit seiner sauerstoffreichen und sauberen Luft beim Entschleunigen. Die sekundären Pflanzenstoffe Terpene haben eine gesundheitsfördernde Wirkung und heilende Qualitäten. In Bayern gibt es zertifizierten Kur- und Heilwäldern, während in Japan das heilsame Waldbaden «Shinrin Yoku» sogar von Ärzten verschrieben wird.
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