Wie ein vorgeburtlicher Verlust unser Leben prägen kann
Laut embryologischer Forschungen führen viele Zeugungen am Anfang zu Zwillings- oder Mehrfachbefruchtungen.
Die Zahlen schwanken zwischen 30% und 70%. Selbst wenn von diesem Phänomen nur 30 % betroffen sind, war jeder dritte von uns nicht alleine im Mutterleib, was tiefgreifende Folgen für den Überlebenden haben kann.
Verlusttrauma und Bindungstrauma.
Das bedeutet, dass im Mutterbauch meistens nach kurzer Zeit für einen Teil das Leben schon zu Ende geht. Die Zwillinge erleben nur die ersten Tage oder Wochen nach der Befruchtung gemeinsam. Da die ersten Ultraschalluntersuchungen oft später stattfinden kann zu diesem Zeitpunkt der Abgang oft nicht mehr festgestellt werden. Außer dem überlebenden Embryo hat niemand von der Zwillingsschwangerschaft und dem frühen Tod des einen Zwillingsgeschwisters bemerkt.
Das traumatische Ereignis hinterlässt tiefe Spuren, sowohl auf körperlicher als auch auf seelischer Ebene und hat vor allem Auswirkungen auf die Art, Beziehungen zu (er)leben und zu gestalten. Hinzu kommt, dass der überlebende Zwilling sich häufig, aus unbewusster Angst vor neuerlichem Verlust nicht binden kann. Die Konsequenzen für das spätere Leben sind oft tiefgreifend und prägend.
Beispiele:
- Angst alleine zu sein
- Tiefe unerklärliche Trauergefühle
- Rätselhaft tiefe Sehnsucht
- Auf der Suche nach etwas
- Innere Unruhe
- Getrieben sein
- Permanente innere Spannung
- Resignation
- Depression
- Suchttendenzen
- Todessehnsucht
- Unerklärliche Panik
- uvm.
Manchmal bleiben Spuren zurück
Wohin aber verschwindet der tote Zwilling? Wenn der abgestorbene Zwilling vom Körper der Mutter zersetzt und in den Kreislauf ihres Körpers wieder aufgenommen wird bleiben keine Spuren zurück.
Der Embryo kann über Schmierblutungen während der Schwangerschaft abgehen. Ebenfalls kann es zu einer unbemerkten Fehlgeburt mit geringen bis gar keinen Symptomen kommen. Wenn Spuren zurückbleiben, werden sie den Müttern meistens verschwiegen, um sie nicht zu beunruhigen.
Es gibt Föten, die wie versteinert im Mutterkuchen eingewachsen sind, so dass dann ein Kind lebend zur Welt kommt und kurz danach noch ein verhärteter Klumpen.
Dann gibt es den so genannten «Fetus papyracaeus» das ist der in der Schwangerschaft verstorbene Zwilling, dessen Körperwasser von der Mutter wieder aufgenommen wurde und der platt gedrückt, beinahe wie ein Blatt Papier, in der Gebärmutter liegt und bei der Geburt mit herauskommt.
Manchmal enthält die Nachgeburt mehrere Plazenten, pro Mutterkuchen gab es mindestens ein Kind. In den Plazenten finden sich dann unter anderem Haar- oder andere Gewebespuren eines «Vanishing Twin», eines entschwundenen Zwilling.
Manchmal bleibt etwas vom verlorenen Zwilling beim überlebenden Geschwister zurück. Dann trägt der Zwilling Spuren von embryonalem Gewebe in sich.
Wenn das Geschwister plötzlich nicht mehr da ist.
Das Schwierige an der Zwillingsthematik ist, dass sie meist tief im Unbewussten verankert ist. Erinnerungen sind sehr selten, zeigen sich vielleicht in Träumen. Einschränkungen in unserer Lebensqualität werden kaum damit in Verbindung gebracht.
- Unfähig Beziehungen einzugehen
- Leistungszwang
- Depression
- Angst in Tunnels, engen Räumen, Fahrstühlen
- Suizidgedanken
- latente Todessehnsucht
Zwillinge spüren bereits im Mutterleib, dass sie nicht alleine sind. Das Ohr ist das erste, was ein werdender Mensch ausbildet. Der Zwilling hört als erstes seinen eigenen Blutkreislauf und den des anderen. Die Geräusche seines Geschwisters sind näher als die Geräusche der Mutter. Auch energetisch und sensorisch sind sie stark miteinander verbunden. Ein Mehrling kann Aufgrund seiner lebensprägenden, förderlichen und einschränkenden Erfahrungen nie zu einem allein Geborenen werden. Die Erfahrungen im Mutterbauch kann man nicht löschen. Die einschränkenden traumatischen Folgestörungen, die bis heute Wirken können geheilt werden. Die Verbindung zu einem Zwilling oder Mehrling ist wohl die tiefste und innigste die man zu einem anderen Menschen haben kann, tiefer als zur eigenen Mutter.
Folgen des vorgeburtlichen Verlustes
Lebende Zwillinge haben eine starke seelische Verbindung. Bei einem überlebenden Zwilling ist die Verbindung zum toten Geschwister oft ebenso stark. Sie fühlen sich ohne zweite Hälfte meist unvollständig. Sie fühlen sich Einsam und alleine. Für die Betroffenen ist es, als ob ihnen ein wesentlicher Teil fehlt.
- Ich fühle mich nicht ganz
- Mir fehlt etwas
- Ich bin nie fertig
- Ich bin nie gut genug
- Ich muss doppelt so viel leisten
- Panik im Fahrstuhl, Tunnel
- Oft fühle ich mich alleine
- Ich lebe gar nicht wirklich
- Ich bin geplagt von Panik und grossen Ängsten
- Einsamkeit
- Depressionen
- An Freunden «kleben»
- Kraftlosigkeit
- Verfolgungsgefühle
- Angst vor Berührungen
- Eifersucht
- Unbewusste Todessehnsucht – zum verlorenen Zwilling
- Sprachlosigkeit
Zeitweise sind diese Menschen hin- und hergerissen zwischen dem Gefühl lebendig zu sein und plötzlich sich wie tot zu fühlen. Eine wesentliche Folge dieses Verlusterlebnisses im Mutterleib ist das Gefühl sich nicht ganz zu fühlen. Daraus resultieren häufig starke Leistungsorientierung und Perfektionismus. Alles was ich mache, muss perfekt sein und trotzdem habe ich immer noch das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Eine typische Verhaltensweise von Betroffenen. Den meisten ist gar nicht bewusst, dass sie immer auf der Suche nach dem fehlenden Teil sind. Damit verbunden ist das Gefühl einer unendlich tiefen Einsamkeit und Traurigkeit. Dieses Grundgefühl vieler Betroffener kann sogar im Zusammensein mit geliebten Menschen auftauchen. Eine dauerhafte Bindung ist ganz schwierig, oder teilweise nur kurze Zeit möglich.
Folgen für den Überlebenden
Wer im Mutterleib einen Zwilling oder Mehrling verloren hat versucht nicht selten für beide oder mehrere zu leben, um unbewusst den anderen zu ersetzen. Sie arbeiten für zwei, was sehr anstrengend werden kann. Es kann auch sein, dass sie alles doppelt einkaufen, für zwei Essen, unmengen an Kleidern haben und nichts weggeben können, stehts um andere besorgt sind etc. Erfüllende Liebesbeziehungen sind für den alleingeborenen Zwilling oft schwierig. Die einen vermeiden Nähe, um den alten Trennungsschmerz, den Verlust nicht wieder zu erleben, die anderen suchen mehr Innigkeit, als ein Partner zu geben vermag.
Von Schuldgefühlen geplagt
Weitere Verhaltensmuster überlebender Zwillinge können sein, dass sie unbewusst von Schuldgefühlen geplagt sind. Der überlebende Zwilling hat bereits eine erste Todeserfahrung und einen schweren Abschied hinter sich, der meist traumatisch ist. Habe ich zu viel Platz eingenommen oder habe ich zu viel Nahrung für mich beansprucht, dass das Geschwisterchen sterben musste, sind tief im Unterbewussten verankerte Schuldgefühle. Manche Betroffene neigen zu starken Depressionen oder haben eine latente Todessehnsucht. Unbewusst wollen sie dem Geschwister folgen, ebenfalls sterben, um bei ihm zu sein.
Die erfolglose Suche kann zu Suchttendenzen führen um Schritt für Schritt aus dem Leben zu gehen. Beispiele: Drogenmissbrauch, Essstörungen, Rauchen, Magersucht uvm.
Eine Tendenz zur Selbsttötung kann ebenfalls ein unbewusster Versuch sein um dem verlorenen Geschwister zu folgen.
Die Beziehung zum Lieblingsspielzeug
Die meisten Kinder, die von einem Zwillingsverlust betroffen sind suchen sich einen Ersatz für ihr totes Geschwister. Dieser Ersatz können Plüschtiere, Haustiere, Puppen oder anderes sein. Oft sind sie überall dabei. Manchmal kann man sich von einem Bären bis ins Erwachsenalter nicht trennen. Er ist immer für mich da und verlässt mich nie.
Ein weiterer Ersatz kann sein, dass der überlebende Zwilling „unbedingt“ ein Geschwister haben möchte.