Zwillingsverlust nach Abtreibung – ein vorgeburtliches Trauma
Schon lange bevor es die Möglichkeit gab, mit Ultraschall in die Gebärmutter zu schauen, gab es bei Schwangerschaften Abgänge und Abtreibungen. Manchmal kommt es in der Frühschwangerschaft vor, dass ein Embryo abgeht, während dem ein zweites (oder drittes) heranreifendes Kind im Mutterleib verbleibt. Mehrlingsschwangerschaften bleiben auch heute noch unbemerkt, wenn der Abgang eines Embryos vor der ersten Untersuchung stattgefunden hat. In der Medizin spricht man von einem Vanishing Twin, einem verschwundenen Zwilling.
Für das Überlebende hat die Trennung von seinem Geschwister oftmals dramatische Folgen. Die Abtreibung wird als feindselige Handlung wahrgenommen. Für den zurückgebliebenen Embryo wird der nährende, schützende Uterus zum feindseligen Ort mit Todesbedrohung.
Die Entschlüsselung dieser erstempfangenen paradoxen Botschaft an das Ungeborene bedeutet: Ich werde geliebt, wenn ich sterbe. Wenn ich tot bin, ist es gut.
Auswirkungen auf das spätere Leben
Gemäss Beobachtungen scheint das überlebende Kind bei einem ablehnenden Milieu stark auf das abgegangene Geschwister fixiert zu sein. Zurück bleiben Schuldgefühle. Aus diesem intensiven Gefühl von Verlassenheit und Lebensschuld kann Näheangst sowie Angst vor Berührung und Beziehung entstehen. Diese Ängste können sich im Erwachsenenleben in einer symbiotischen Beziehungsfusion zeigen: Man möchte verschmelzen und begibt sich damit in eine krankhafte Abhängigkeit. Restwahrnehmungen des überlebenden Kindes können in diesem Kontext auch ein sich verstecken wollen und unsichtbar machen sein. Auf eine mögliche pränatale Traumatisierung deuten auch Strudel- und Sogempfindungen oder Schwebezustände.
Traumatisierung im Mutterleib
Während der Schwangerschaft passiert alles im Austausch der Mutter mit ihrem ungeborenen Kind: Gedanken, Ängste, Befürchtungen, Freude, Lust. Dass Fötus und Mutter alles gemeinsam erleben, erkannte Dr. David Chamberlain, der 2014 verstorbene kalifornische Pionier der Geburtspsychologie.
» Zwillinge lehren uns, was wir intuitiv schon hätten wissen können: Die Gebärmutter ist ein Ort kontinuierlicher Interaktion, in der die Beziehungen eher „duo-“ als egozentrisch sind.»
David B. Chamberlain
Es wurde beobachtet, dass viele der Kinder mit einer embryonalen Extremgefährdung bei ihrer Geburt ein Trauma erlebten. Der Verlust des ganzheitlichen Erlebens und damit auch der psychobiologische Konsens mit der Mutter, der eine natürliche Geburtsabstimmung möglich machen würde, scheint im Zuge der frühen traumatischen Episode verloren gegangen zu sein.
Nutze die Zwillingsaufstellung für die Auflösung
Um aus dem Strudel der Ängste und Verhaltensstörungen herauszukommen, hat sich die Zwillingsaufstellung bewährt. Mit dieser systemischen Aufstellungsarbeit schaffen wir die Möglichkeit, den Zustand der miteinander verflochtenen Kinder auf unterschiedliche Weise wahrzunehmen. Wir können damit Unbewusstes ans Tageslicht bringen.
Für deine Aufstellung nimmst du zwei Stühle und bestückst diese mit einer Figur oder einem Kissen. Diese Gegenstände repräsentieren jeweils den verstorbenen und den überlebenden Zwilling. Auf diese Weise kannst du dein damaliges Erleben abgrenzen von der Not deines sterbenden Geschwisters. Das bis zu diesem Zeitpunkt gemeinsame Erleben kannst du differenzieren, was eine neue Zuordnung zu deinem Ich-Zustand und zur Abgrenzung des anderen bedeutet. Du machst etwas sichtbar, das in deinem Zellgedächtnis gespeichert ist.
In den meisten Fällen fühlen Betroffene eine riesige Erleichterung und erhalten das befreiende Gefühl, im eigenen Leben angekommen zu sein. Das Gefühl von Berechtigung auf das eigene Leben entsteht. Die Schuldgefühle lösen sich auf und blockierte Energieflüsse werden frei.
Fühlst du dich berührt?
Wenn du den Verdacht auf einen vorgeburtlichen Geschwisterverlust hegst, möchte ich dich ermutigen, dich auf einen Verarbeitungsprozess einzulassen. Ich begleite dich gerne dabei. vereinbaren.